Faustball-Deutschland blüht Schwarz-Weiß

Sonntag, 15.20 Uhr, im brandenburgischen Bademeusel. Auf dem Faustball-Centre-Court hat sich eine riesige Traube gebildet, komplett in Schwarz und Weiß. Was gerade passiert ist, kann noch keiner so richtig realisieren. Fakt ist nur: Im Jubiläums-Jahr holt der TV Brettorf doch noch einen Deutschen Meistertitel, und das mit der männlichen U 14. Passend dazu schallt es „Deutscher Meister wird nur der TVB“ von den knapp 60 jubelnden Brettorfer Fans. Nur einer steht am Spielfeldrand, lässt die Bilder auf sich wirken und erinnert ein wenig an Franz Beckenbauer bei der Fußball-WM 1990 in Italien: Der erste Vorsitzende des Vereins, Ralf Spille, wirkt sichtlich gerührt. Acht Jahre nach dem letzten großen Triumph bei den Schülern ist sein Verein wieder Deutscher Meister, und sein Sohn Hauke mittendrin. „In diesem Moment musste ich erst einmal verstehen, dass das alles gerade Wirklichkeit ist“, erklärt Spille.

 

Auf dem Feld wird derweil der nächste Song angestimmt: „Hier regiert der TVB“, tönen die viertplatzierten Mädchen der U 14, Eltern und Fans, während sich die Spieler für die Laola-Welle bereitmachen. Brettorfs Trainer-Duo Dominik von Seggern und Marc Lange freut sich mit seinen Spielern und blickt dann auf das beendete Finale gegen den TV Vaihingen/Enz (9:11, 11:6, 11:7) zurück: „Nach dem Satzrückstand haben wir Hauke Spille in der Mitte weiter nach vorne beordert und den Vaihinger Angriff damit aus dem Konzept gebracht.“ Danach habe sich die Mannschaft in einen Rausch gespielt. „Insgeheim habe ich mit dem Titel ja geliebäugelt“, gibt Marc Lange zu. „Die Jungs waren schon beim Abschlusstraining heiß und haben das gesamte Turnier auf einem richtig hohen Niveau gespielt.“ Zudem haben sie Lange nun als U-14-Meister des TVB abgelöst: „Jetzt gehe ich als Meistertrainer in die nächste Chronik ein.“ Auf dem Höhepunkt hieß es aber auch Abschied nehmen. Dominik von Seggern kann aus beruflichen Gründen die Brettorfer Gold-Mannschaft nicht weiter trainieren.
Für die Schüler des Ahlhorner SV reichte es nicht ganz für einen Medaillenplatz. Das Spiel um die Bronzemedaille verlor das Team gegen den TV Wünschmichelbach (9:11, 10:12). „Wir haben dieses Wochenende von Beginn an konstant gespielt, in den entscheidenden Momenten haben einfach Kleinigkeiten gefehlt“, so ASV-Trainer Achim Kuwert-Behrenz der mit dem Erreichen des Halbfinals vollauf zufrieden war. Hierfür qualifizierte sich seine Mannschaft erst nach einem Faustball-Krimi gegen den TV Segnitz (11:7, 9:11, 15:14), bei dem der ASV im Entscheidungssatz sechs Matchbälle abwehrte. Und nächstes Jahr sollte mit Ahlhorn wieder gerechnet werden. Denn Kuwert-Behrenz verriet: „Die Hälfte der Mannschaft kann dann noch C-Jugend spielen.“
Bei der Siegerehrung ehrte der Ausrichter die besten Spieler des Turniers. Mit Angreifer Hauke Rykena und Ida Hollmann in der Abwehr gingen auch hier zwei Titel an den TV Brettorf. „Ich hatte damit nie im Leben gerechnet und war erstmal sprachlos“, beschrieb Ida Hollmann ihre Gedanken. Nach der ausgelassenen Feier auf dem Sportplatz machte sich der Brettorfer Anhang auf den langen Rückweg. Mit dabei auch eine große Ergebnis-Anzeigetafel. „Die hat uns hier so gut gefallen, da haben wir sie gleich eingekauft“, lachte Andreas Cording. Gegen 0.30 Uhr traf der Reisebus mit lautem Hupen in Brettorf ein: Glückliche Spieler, stolze Eltern, Fans ohne Stimme und mit viel zu wenig Schlaf – dafür mit einer verdienten Goldmedaille... (Text/Foto: Sönke Spille)